Mathematik sieht mit Kinderaugen betrachtet anders aus. Die internationale
Konferenz war auf diesen Blickwinkel - nämlich den von 5-15-jährigen
Kindern ausgerichtet und beschäftigte sich mit Fragen : "Wie
kann man die Kreativität unserer Kindwer fördern? Wie
können wir in diesem Sinne unsereLehreinnen und Lehrer anregen
und wie können wir dem Mathematikuntericht Raum geben für
(mehr) kreative Aktivitäten?
Dies läßt sich natürlich am besten durch praktisches
Tun realisieren. Und so gab es während der gesamten Konferenz
keine Vorträge, in denen die Konferenzteilnehmer still saßen
und zuhörten, sondern Workshops von 1-1,5 Stunden, Vorstellungen
gelungener Projekte, in denen die Fragen und Antworten rund um
das jeweils vorgestellte Thema im Vordergrund standen. Weiterhin
gab es Posterausstellungen, Diskussionsgruppen zu bestimmten Themen
und genügend Zeit zum Gedankenaustausch und Gesprächen
mit Mathematikkolleginnen und Kollegen aus versch. europäischen
Ländern, den USA, Australien u.a. - vor allen aus der Grundschule
und der SI - und ihren Ansichten und Erfahrungen.
Der erste Konferenztag, über den ich berichte,
stand in meinen Augen vor allem unter derBeziehung von Kretativität
und Geometrie zueinander. So gab es z.B. einen Workshop "Beispiele
und Arbeitsumgebungen zur Papierfaltgeometrie im mathematischen
Anfangsunterricht " von Prof. Dr. B. Wollring. Nicht verwunderlich
war, dass der Workshop direkt mit einer einfachen Aufgabe begann:"
Falten Sie ein vorgegebenes Blatt Papier in 5 gleiche Teile".
Hier erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie Kreativität
ein wichtiger Bedingung zum Lösen neuer (unbekannter) Probleme
ist, konnten sie doch nicht direkt die mathematischen Kenntnisse
zur direkten Ausführung verwenden, sondern mußten sie
mit der Herstellung von Werkzeugen für diese spezielle Aufgabe
kombinieren.
Eine weitere praktische Aufgabe war die Herstellung
eines gleichseitgen Dreiecks allein durch Papierfalten und die
anschließenden korrekten Begründungen für das
gefaltete Dreieck, die auch schon Grundschulkindern einsichtig
sein können. Im weiteren Verlauf fesselte aber die Herstellung
eines zweifarbigen Stern das Interesse aller Teilnehmerinnen und
Teilnehmer. Durch eiiges Anwenden konnten die verschiedenen Strategien
wie Vorwärts- und Rückwärtsarbeiten selbst erlebt
bzw. bewußt angewendet werden, hatte doch jeder einen fertigen
Stern erhalten, den er entfalten und wiederherstellen konnte,
um Hinweise über seine Konstruktion zu erhalten. Zu dieser
Aufgabe hatte Prof. Wollring eine Fülle von Arbeitsergebnissen
seiner "Experimentier-Grundschulklassen" mitgebracht.
Die Kinder hatten die Fläche eines Plakats zur Verfügung,
um den Weg der Erstellung eines solchen zweifarbigen Sterns für
andere zu dokumentieren. Die besten Darstellungen dienten den
faltenden Workshop-Teilnehmern ebenfalls als Anleitung. Insgesamt
liegt der didaktische Wert dieses Papierfaltens - neben seiner
stark produktorientierten, ästhetischen Motivation- im Bewußtmachen
von Lösungsschritten, bei denen das Prinzip der Symmetrie
in vielfältiger Weise immer wieder Verwendung findet. Die
Dokumentation von Arbeitsergebnissen fördert das Verfestigen
kreativer Ideen und die vergleichende Besprechung der Dokumentationen
verschiedener Arbeitsgruppenauch das Formulieren der Ideen anderer.
Faszinierend waren auch weitere Beispiele wie die Erstellung
verschiedener Tangrams durch Falten oder den Zusammenbau eines
Tetraeders oder Würfels - wiederum durch Auf-Falten eines
oder mehrer Papiere.Die Möglichkeiten einer Binnendifferenzierung
in der Klasse sind auch ohne weitere Darstellung an dieser Stelle
nachvollziehbar.
Auch weitere Wokshops beschäftigen sich aktiv handelnd mit
dem Zugang zur Mathematik in Verbindung mit Kunst- über Parkettierungen
oder Geobrett-Figuren, die vielen Kinder einen kreativen Zugang
ermöglichen.
Auch der Computer stand in Form des TI 92 und der implementierten
dynamischen Geometriesoftware Cabri im Mittelpunkt eines Workshops.
Vermittelt wurde der Umgang mit dem Gerät und Möglichkeiten,
interaktiv Abbildungen und symmetrische Figuren zu analysieren
und Gesetzmäßigkeiten zu formulieren.
Die vielfältigen Aktivitäten der Wohshops dieser Konferenz
sind in einem ca. 300-seitigen Tagungsband
dokumentiert (Inhaltsverzeichnis)
. Dort finden sich auch die Knobelaufgaben, die für Schülerinnen
und Schüler verschiedenster Alterstufen auch für die
Konferenzteilnehmer ausgehängt waren und Hinweise auf die
verschiedenen Objekte der Ausstellung, z.B. die interaktive Raumgeometriesoftware
Körper, eine vielseitig verwendbare Zeichenschablone von
Funktionen, die fazinierenden Arbeitsmodelle
von Lenart zur Geometrie auf der Kugel, Materialien von mosima(Materialien
für offene Situationen im Mathematikunterricht) oder das
Erfinden geometrischer Körper von Prof. Meissner.
Zu Ihrer Demonstration "math art" verwies Janet E.Teeguarden
aus Indiana,USA auch auf eine Fülle von Anregungen für
Grundschulklassen, die im WWW verfügbar sind und zum Download
(Pdf-File, 377 K) bereit stehen.